Der Seelenmaler

Peter Reuter – Maler und Porträtist

 

* 1. April 1936 in Hagen

† 7. November 2002 in Wuppertal

Seine letzte Ruhestätte fand Peter Reuter auf dem Friedhof in Hagen Altenhagen – nahe der Alleestrasse, in der er aufgewachsen ist.

 

Ausbildung

Privatkunstschule von Kurt Krüger, Hagen, Zeichenunterricht

Werkkunstschule Wuppertal, Klasse von Prof. Schreiber, Staatsexamen

 

Porträts

Jean Cocteau:

„Peter Reuter ist einer der Entdecker menschlicher Bereiche, der sie durchforscht und uns so ein ursprüngliches Bild vermittelt. Er zeigt uns gleichsam in seinem Spiegel unsere Metamorphose. Mehr uns als uns.“ (Westfäl. Rundschau v. 3. März 1961)

Rund 800 Prominente zeichnete Peter Reuter mit Kohlestift auf Papier, als reisender und eigens dafür gebuchter Porträtist, wodurch er international bekannt wurde. Während ihrer gemeinsamen Schaffensperiode lebte Peter Reuter bei Jean Cocteau, der ihm sehr zugetan war und große Stücke auf sein Können hielt.

Hier einige der von Reuter porträtierten Persönlichkeiten:

Mit 15 Jahren erstes offizielles Porträt des

Clowns Grock

Alfred Hitchcock

Edith Piaf

Klaus Kinski

Konrad Adenauer

Marlene Dietrich

Willy Brandt

Ira von Fürstenberg

Marai Schell

Gina Lollobrigida

Aga Khan und Frau

Fürstin Gracia Patricia

El Cordobes

Prof. Karl Böhm

Mercouri

Igor Markevitch

Herbert von Karajan

Carl Zuckmayer

Arthur Rubinstein

Henry Miller

Nurejew

Juliette Gre´co

Nika Nilanowa

Charlie Chaplin

Geraldine Chaplin

Marcel Marceau

Svatoslav Richter

Mac Zimmermann

Charles Wilp

Ingrid Andree

Jean Maurois

 

 

Seine Arbeiten / Jobs

Maler, Grafiker und Zeichner, Choreograph für das Ballett, Hilfsarbeiter, Opernstatist, Balletttänzer, Barmusiker, Zeichner für Modezeitschriften, Lay-outs für Dior & Guerlain,  Dekorateur und Bühnenbildner  –  er schuf Bühnen und Fernsehdekorationen und entwarf Kostüme für das junge Ballett.

 

Wohnorte

Hagen, Düsseldorf, Hamburg, Luzern, Paris

 

Berufliche Zusammenkünfte mit

Miro, zwecks des Vorworts einer Publikation für den Fotografen Bruno Bernhard (Palma di Mallorca)

Jean Cocteau (Paris)

Charles Wilp

Eine Ausstellung mit Picasso war geplant, hat aber wegen Picassos frühzeitigem Tod nicht stattfinden können

 

Ausstellungen und Veröffentlichungen

1958 Ballettbuch – „Ballet Classique“ mit Worten von Nika Nilanowa, Gesamttext von Jean Cocteau

1966 Hamburg – in der „Insel“

Düsseldorf – Galerie Brebaum, mit Arbeiten/neuen Portraits von seinem letzten Aufenthalt in Paris und in der Schweiz.  Eröffnungsrede:  Lore Lorentz (Kom(m)mödchenchefin), Musik: Klaus Doldinger

1967 Luzern – internationale Musikfestwochen, Ausstellung mit Marc Chagall

1968 Köln – Galerie Gmurzynska, Gouachen und Zeichnungen „Portrait Imaginaire“ (so sagt Reuter)

1968 Hagen – Karl Ernst Osthaus Museum – mit Tanzdarbietungen der Primaballerina Joan Cadzow und ihres Partners Peter Breuer (Solotänzer, Düsseldorf)

1970 Mappe mit 13 Kreidezeichnungen unter anderem mit dem Porträt von Charles Wilp

1970 englische Popgruppe „Black Sabbath“ kauft Kreidezeichnung für ihr neues Plattencover

An dieser Stelle enden jegliche Ausstellungen von Peter Reuter, da er sich ab 1972 bewusst der Öffentlichkeit entzog, um sein Lebenswerk – seine surrealistischen Visionen die er innehatte zu vollenden.

 

Das Lebenswerk des Malers Peter Reuter ist aus widrigen Umständen zu wenig bekannt geworden. Von daher bringe ich es nun ins Internet, damit es endlich gesehen werden kann.

Es war Mittwoch der 14. Juli 2021, als das Drama über Peter Reuters Bilder hereinbrach. Fast so schnell, wie sie endlich einen sicheren und vermeintlich geschützten Standort gefunden hatten, fast so schnell, nein gar viel zu schnell, wurde dieser auch zu seinem größten Verhängnis:

Die Flutkatastrophe,  etwas womit keiner in unserer kleinen Provinz Hagen gerechnet hatte, war nicht  in der großen weiten Welt und irgendwo in den Nachrichten zu hören oder zu sehen, nein, es war über uns, ja über uns hereingebrochen. Tagelang hatte es unaufhörlich geregnet, die Talsperren, die überzulaufen drohten und somit noch schlimmeres Unglück und noch weitere Tote mit sich bringen könnten, wurden ohne jegliche Vorwarnung geöffnet, was wir erst Stunden später aus den Medien erfuhren.

Ich hatte den  Zweitschlüssel für das Archiv, in welchem die Bilder lagerten, abgegeben. Man hatte mir gesagt, dass ich nicht zum Helfen kommen brauchte. Beim langsamen, fast meditativen besteigen jeder einzelnen der 77 Treppenstufen zu meiner  Wohnung überkam mich mein Bauchgefühl, mein Inneres sprach mit mir, es drängte sich auf, wollte nicht beiseite geschoben werden, forderte mich zum Zuhören und somit zum Handeln auf: „Du musst dorthin fahren! Es sind deine Bilder. Du darfst die Verantwortung für sie nicht abgeben. Du wirst es dir niemals verzeihen, wenn du jetzt nicht handelst,…..dann war deine mehr als ein Jahrzehnt lange Arbeit, all deine Mühsal völlig umsonst. Das bist du dir selber und Peter, aber vor allem Helmut schuldig.“

Da ich kein Auto besitze, rannte ich im strömendem Regen zum Taxistand. Ein einziges Taxi stand dort, als habe es nur auf mich gewartet.

Das Wasser mit seiner immensen Kraft und Schnelligkeit kam auch zu Peter Reuters Bildern! Trotz und obwohl sie vorsorglich hochplatziert worden waren, sind leider etliche wunderbare Werke dieses großartigen Künstlers dem Element Wasser und seinen darin befindlichen Unreinheiten erlegen!

Wie viele andere Menschen waren auch wir dem alles mit sich reißendem und unaufhaltsamen Naturgeschehen hilflos ausgeliefert! Erst in den darauffolgenden Tagen, schwebend zwischen „Ohnmacht“ und „Doch noch Glück gehabt, wir leben ja Gott sei Dank alle noch!“ –  obwohl ich auf dem Heimweg fast ertrunken wäre, wäre da nicht die helfende Hand meines Nachbarn gewesen, der kurzfristig zur Hilfe bereit stand – offenbarte sich uns das Resultat der Flutkatastrophe, was diese mit Peter Reuters Bildern angerichtet hatte.

Dennoch, dem Himmel sei Dank, dass wir den größten Teil noch retten konnten. Aber vor allem, dass die wertvollsten (und damit meine ich nicht nur den materiellen Wert sondern allem voran den geistigen Wert) und erlesensten Bilder nicht hier an diesem unsagbar traurigen und zerstörtem Ort sind, sondern sich in Wien ( seit 26.04.2018 , nun aber umgezogen nach Wiener Neustadt in 2020)  im  Österreichischem Kulturzentrum (ÖKZ) befinden. Der Initiatior dafür war unser ehrwürdiger Prof. Gehard Habarta. Auch hier ein unsagbarer Dank an Prof. Habarta, dass er diese Werke Reuters in Wien, in dem von ihm gegründetem  PhanstastenMuseumWien Österreichisches Kulturzentrum Palais Palffy haben wollte, weil sie dort hingehören zu den Surrealisten, meine psychosymbolischen Bilder. Somit hat er sie quasi gerettet und auch den Künstler Peter Reuter, Reuters Seele.Denn gerade in diese Bilder hat Peter Reuter alles hineingelegt. Sie waren sein Leben!
Seine psychosymbolischen Bilder, für die er alles, aber auch alles aufgegeben hat; seine ganze vom Jet- Set gesteuerte und von lauter Glanz schillernde und protzende Welt inmitten der weltweiten Prominenz, zu der er sich hochgearbeitet  und voll integriert war, sich aber nie selber verloren hat, weil er immer dieser bescheidene Mensch geblieben ist. Mitte 1972 hat er den Mut aufgebracht und aus freiem Willen die Einsamkeit gesucht, hat sich in eine völlige Selbstisolation begeben und das genau drei Jahrzehnte lang, bis zu seinem Tod. Ohne die Hilfe und vor allem ohne die Unterstützung seines Freundes und Mäzens Helmut Schuster, auf den Peter Reuter zugegangen ist, wohlwissend, dass auf diesen Hagener Kaufmann 100 prozentiger Verlass ist,  und der ihn in diesen 30 Jahren jeden Mittwoch Nachmittag um punkt 15h in seiner Wuppertaler Mansardenwohnung aufsuchte, wären ihm diese Wiener Werke niemals gelungen. Wieder und wieder ging Schuster mit einem von Reuter neu aufgesetzten Einkaufsliste für Farben, Kleidung, Bücher, DVDs, Musikcassetten  usw. bis zum nächsten Mittwoch von dannen. Peter Reuter verschlang Unmengen an Büchern über Religion, Metaphysik, studierte die Menschheitsgeschichte und war ein großer Anhänger und Verehrer des sagenhaften Meisters Rafael und dessen Madonnenbilder, gerade darin fand er seine Mission. Peter Reuter hat in seiner absoluten Abgeschiedenheit endlich die Ruhe gefunden, die er für die Erschaffung seiner 28 psychosymbolischen Farbgemälde benötigte. Wohl wissend, dass er da jemanden hat, der sich um ihn und um all das Drumherum verlässlich kümmerte, damit er sich voller Hingabe ganz und gar seiner Bestimmung , dem Höhepunkt seiner künstlerischen Arbeit widmen konnte. Welch ein Segen für einen Künstler!

So erschuf der in seiner Heimatstadt längst tot geglaubte Peter Reuter seine Wiener Gemälde und auch die über 300 zählenden imaginären Landschaftsbilder und all die Porträts. Peter Reuter arbeitete kniend , zwei, manchmal auch drei bis vier Jahre an einem der psychosymbolischen Bilder. Zu seiner Erholung, um wieder Abstand zu dem geistig und auch seelisch sehr anstrengenden Gemälden zu bekommen, erschuf er die imaginären Landschaftsbilder. Auf diese folgten in den letzten Jahren  vor seinem Ableben die Porträts, immer eine Katze oder eine Eule beinhaltend, in den verschiedensten Ausführungen.

Erst nach seinem Tod sind die psychosymbolischen Bilder an die Öffentlichkeit gekommen, weil der Kunstmäzen Helmut Schuster (1936) krankheitsbedingt nicht in der Lage war Peter Reuters Lebenswerk eher zu veröffentlichen.

– Vernissage  am 26. April 2018 in Wien, im Phantasten Museum Wien – Österreichisches Kulturzentrum Palais Palffy

Im Herbst 2017 wurde Herrn Schuster in Wien durch den Geschäftsführer des ÖKZ, Herrn Erich Peischl, das Versprechen gegeben, dass die Bilder in Hagen abgeholt werden würden. Dies wurde dann auch 2018 umgesetzt. An dieser Stelle ein großer Dank an Herrn Peischl, auch für die besondere Art der Vernissage, die es ohne ihn nicht gegeben hätte. Hierzu wurden von ihm Regierungsvertreter eingeladen und würdigten Herrn Schuster für seine Wohltaten als Mäzen des Künstlers Peter Reuter mit Ehrungen.

Seit dem Sommer 2020 befinden sich 25 der psychosymbolischen Bilder und zwölf von Reuters Porträts im ÖKZ in Wiener Neustadt in bedeutungsvoller Gemeinschaft unter anderem mit Ernst Fuchs und Salvador Dali.

Zu Bildern von Peter Reuter

 

    Da malt sich einer sein Paradies.
    Vielleicht ist es auch die Hölle. Peter Reuter malte sich knieend in der Einsamkeit seiner Mansardenwohnung einen „psychosymbolischen“ Barockhimmel.
    Was immer da von den Meistern des Manierismus bis zum Rokoko als Deckenfresken in Kirchen und Prunksälen geschaffen wurde, es löste die Einheit und Ruhe der Kunst auf. Da wimmelt und wurlt es in einem fantastischen Durcheinander an mythischen und mythologischen Gestalten, an realistischen Details, da bewegen sich nacktärschige Putti in wolkenreichem Himmel und gleichzeitig metzeln Ritter. Über allem thront eine Lichtgestalt und das Auge des Lichts zu dem alles hin und von dem alles weg strebt.
    Genau das geschieht auch in den Bildern des Peter Reuter.

Peter Reuter - Symbolismus

    Peter Reuter war ein gefragter Porträtzeichner des jet-sets, Musiker, Tänzer, Bühnenbildner und Mitarbeiter von Modemarken wie Dior und von Modemagazinen und Maler. Und das alles ist er, aber ganz anders, auch in seinen Bildern. Die Lichtgestalten sind da, Frauenbildnisse, schön wie aus der Parfumwerbung, die kleinen Engel und die Toten in Farbstrudeln unterschiedlichster Wolkenformationen. Darüber die alles sehenden starren Augen der Eule. Immer wieder kommen diese lautlosen Nachttiere in Reuters Bildern vor.
    Sie sind von starker Symbolik, das steht einem phantastischen, ja surrealen Maler zu. Aber sie sind auch jener Blick, der Reuters Bilder entstehen lässt und sie uns sehen lässt: der Blick wie bei der Eule, der sich um 270 Grad dreht, um mehr als Dreiviertel eines Kreises. Es ist ein Blick nach innen und die Sichtbarmachung nach außen.

Prof. Gerhard Habarta
16.9.2021